Am Palmsonntag ist ein wichtiger Termin im Kirchen- und Musikkalender. Sie fanden gestern in der Dresdner Kreuzkirche zusammen, als das Sächsische Vocalensemble und der dresdner motettenchor – beide Chöre werden von Matthias Jung geleitet – zu Antonín Dvořáks Stabat mater einluden. Lange Schlangen und Besucher bis in die Emporen waren da zu erwarten – und kamen.
Ein wenig Glück braucht man manchmal, zum Beispiel, wenn Teilnehmer ausfallen. So musste erst Tenor Markus Brutscher krankheitsbedingt absagen, in Martin Lattke fand sich aber ein versierter Ersatz. Noch etwas kurzfristiger traf es Matthias Jung beim Sopran: Maria Perlt hätte die Rolle übernehmen sollen, musste aber Sonntagfrüh noch absagen […] Glücklicherweise konnte Lindsay Funchal extrem kurzfristig einspringen. […]
Soweit also war das Glück beteiligt, der Rest des Gelingens bzw. der Hauptteil lag aber in Vorbereitung, Übung und Arbeit. Allein aus den beiden Chören einen ganzen (großen!) zu formen, nötigt Respekt ab. Schließlich sind sie keine eineiigen Schwestern oder A- und B-Ensemble, sondern haben eigene Ausrichtungen. Wenn das Fügen so homogen klappt wie gestern gehört, kann man nur staunen (und sich freuen). Das traf in den prächtigen Eingangs- und Schlußchören ebenso zu wie im Wechsel mit Solisten oder dem Quartett (Pro peccatis suae gentis / Ach, für seiner Brüder Schulden). Bezaubernd geriet der Schluß, der zunächst eine glanzvolle Steigerung zu einem Höhepunkt enthielt und in die Amen-Fuge führte. Doch das eigentliche Ende folgte erst nach einer großartigen a-cappella-Sequenz und einer quasi-decrescendierenden Wiederholung (Auflösung).
Ergänzt wurde dieser gute Eindruck noch durch die Instrumentalisten der Musica Florea Prag, die den romantischen Gestus Dvořáks reich ausformten, mit ihren Solisten aber auch den Sängern auf Ohrenhöhe gegenüberstanden. [...]
Wolfram Quellmalz