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Pressestimmen

Dresdner Neueste Nachrichten

Zwischen Bach und romantischem Lebensgefühl

Kaum zu glauben – aber die gerade zu Ende gegangene Schumann-Ehrung des Sächsischen Vocalensembles unter Matthias Jung hat bereits ihren 9. Jahrgang absolviert. Wieder gab es ein Programm, das den Hörern Robert Schumann aus einem ganz speziellen Blickwinkel erschloss, und hochkarätige Interpretationen. Erneut freute man sich über die musikalische Qualität des von Matthias Jung geformten Sächsischen Vocalensembles, die stimmliche Brillanz, klangliche Frische und außergewöhnliche stilistische Sorgfalt. […]
Immer steht ein großes Chorwerk im Zentrum, das einen engen Bezug zum gerade aktuellen Thema hat. In diesem Jahr war es Bachs Johannes-Passion, und zwar nicht in einer „normalen“ Form, […] sondern in einer Fassung von Robert Schumann. […] Als besonders reizvoll und den Chorklang heller und facettenreicher machend erwies sich Schumanns Idee, in den Chorälen Knabenstimmen (Soprane aus dem Knabenchor Dresden) mit dem Erwachsenenchor zu mischen. Das Sächsische Vocalensemble fand einen klanglich wie gestalterisch überzeugenden Weg, sich mit der Passion auseinanderzusetzen, dramatisch-agil, machtvoll in den Turbae, innehaltend und schlicht in den Chorälen. Dass es Matthias Jung und seinem Ensemble immer wieder gelang, auf Durchhörbarkeit zu setzen und plausibel im Ausdruck zu bleiben, wurde zu einem besonderen Plus der Wiedergabe. […]
Zum Abschluss traf dann im sonnigen Pillnitzer Elbtal […] alles zusammen, was diese Schumann-Ehrung ausmachte: romantisches Lebensgefühl und Bachs Strenge wie kompositorische Raffinesse […] Das Sächsische Vocalensemble sang in der Weinbergkirche Chorlieder von Schumann, Mendelssohn und Brahms – mit einer vielschichtigen Ausdruckspalette, biegsam und schlank im Chorklang. […]
Zu meinem persönlichen Highlight avancierten dann die beiden Bach-Motetten in der Pillnitzer Schlosskapelle: die prachtvolle „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“ und der virtuos zelebrierte Jubel in „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Wie plastisch Matthias Jung und sein Chor den Text auslegten, wie präzise sie die Fugen bauten, wie variabel und fein differenziert mit Tempi und Klang umgingen – das war einfach vortrefflich. […]

Mareile Hanns